Nicht nur kleine Pferdemädchen wünschen sich oft sehnlichst ein aufregendes, tolles Fotoshooting mit ihrem geliebten vierhufigen Freund. Bilder, mal ganz weg vom üblichen Handygeknipse und wackeligen Instavideos. Also so richtig gigantomanische Bilder. Ein Fotograf ist schnell gefunden und ist der Termin erst einmal gebucht, malt sich Pferdefreund oder Pferdefreundin tagelang vorher in Gedanken das Shooting und die Resultate in den schönsten Farben aus. Man hat ja schliesslich das bravste Pony auf der Welt. Und dann kommt es doch so ganz anders…

Pferd und Reiter stehen piccobello geschniegelt und gestriegelt on Location – und es will so gar nichts gelingen. Natürlich mag das Pferd genau in diesem Moment partout nicht einsehen, warum es jetzt gefälligst 2 Minuten still stehen und „doof in die Kamera glotzen“ soll… Irgendwo raschelt es, gaaanz weit dahinten am Waldrand laufen seltsame Menschen, das Gras sieht einfach zum verlieben aus und muss umgehend verköstigt werden. Ich schwöre euch, die bravsten Pferde werden beim Fotoshooting zum dickköpfigen, glotzenden, Kopf hochziehenden, zerrenden Endgegner, gegen den ihr keine Chance habt.

Aber halt, es geht auch anders. Wie bereitet ihr euch am Besten auf diesen ganz besonderen Moment vor und was gibt es alles zu beachten, damit das Shooting für Pferd und Reiter zu einem stressfreien und unvergesslichen Moment wird? Hier gebe ich euch ein paar Tipps an die Hand, damit ihr eurem Traumshooting ganz gelassen entgegenschauen könnt.

Ein Fotoshooting mit dem eigenen Pferd steht für viele Reiterinnen und Reiter auf der persönlichen Wunschliste ganz weit oben. Ein Bild vom eigenen Pferd im berühmten „Zauberlicht“ der untergehenden Sonne am Bach, ein romantisches oder lustiges Plantschen im See oder der Pferdenachwuchs im fröhlichen Spiel mit den Kameraden auf der Weide. Vom witzigen oder intensiv-emotionalen Kopfbild über klassische Dressur-, Volti-, Western- oder Springbilder reichen die Wünsche und der Phantasie von Pferdemenschen sind fast keine Grenzen gesetzt. Dementsprechend kommen die Buchungen professioneller Pferdefotografen auch aus allen Altersklassen, ziehen sich quer über alle Pferderassen und erfüllen eben nicht nur die Träume von Freizeitreitern, kleinen Wendy´s und Insta-Pferdemädchen sondern auch von ausgewachsenen Profis und erfahrenen reiterlichen Cracks. Die klassische Pferdefotografie ist emotional extrem stark besetzt.

Für den, der die Momente des gemeinsamen Glücks nun ablichten soll ist die Pferdefotografie immer eine schöne und spannende aber auch arbeitsintensive Herausforderung. Während in der klassischen Peoplefotografie zwar nicht alle aber viele Eventualitäten durch gute Arbeit vorab „plan- und steuerbar“ sind, ist ein Pferdeshooting immer irgendwie der berühmte „Kessel Buntes“. Was am Ende auf einen zukommt ist selbst dem Pferdehalter, der seinen Partner ja normalerweise sehr gut kennt, nicht immer so ganz klar.

Das auf der Wiese am Reitstall sonst so gelassene, ruhige und brave Pony mag partout nicht an der gewünschten Stelle stehen, weil irgendein Gebüsch ihm unheimlich erscheint, das saftige Gras an der Location lädt nachdrücklich zum sofortigen Grasen ein („das macht der sonst nieee!“) und das Kopfportrait will einfach nicht so richtig gelingen, weil da „jemand“ mit genüsslich ganz besonders lang ausgestrecktem, hoch gerecktem Hals einen in 2 Kilometer Entfernung vorbeilatschenden Spaziergänger für viel interessanter hält als den langweiligen Fotografen, der mit seinem Raschelbeutel schon seit 10 Minuten versucht, einen Moment der Aufmerksamkeit von Monsier oder Madame zu erhaschen.

In der Pferdefotografie gilt – noch vielmehr als beim Fotografieren von Menschen: Geduld haben, ruhig bleiben und den Pferdeverstand einschalten. Gerade beim Fotografieren von Tieren gibt es schöne, ausdrucksstarke Bilder nicht auf Knopfdruck und schon gar nicht auf Befehl. Auch das bravste Pony kann schon mal ganz schön energisch werden, wenn ihm grad irgendetwas an der Location nicht passt. Daran sollte man einfach denken, wenn man mit dem geliebten Pferd auf dem Weg zum Fotografen ist. Oder der Fotograf zu euch. Und je mehr Druck Dein Pony spürt, desto mehr Widerstand wird es zeigen. Weiss eigentlich jeder Reiter, aber beim Shooting bleiben die althergebrachten Weisheiten, die man schon seit der ersten Reitstunde abgespeichert hat vor Aufregung schonmal da, wo sie nicht hingehören: auf der Strecke.

Viele Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit einem Pferdeshooting kann man aber auch durch eine vernünftige Vorbereitung ausklammern und vieles kann man sogar völlig eliminieren. Wie ihr gleich sehen werdet, fängt meine Liste mit „Zeit“ und „Geduld“ an – und endet auch damit. Warum? Zeit mitzubringen ist das A und O für jedes tolle Shooting mit Lebewesen. Siehe oben. Wer sich daran hält, kann beim Fotoshooting eigentlich nur gewinnen.

NG3A7036
Entspannt gemeinsam auf dem Weg zum Fotoshooting.
Wer einen schlechten Tag erwischt hat, sollte das Shooting besser verschieben.
Geduld, Geduld, Geduld. 

Ich weiss, wie ärgerlich es ist, wenn euer Traumbild so gar nicht gelingen will, weil euer Pferd grad mal mit den Gedanken ganz woanders ist. Ungeduldiges Motzen, Rumreissen und Rumzerren nützt in so einem Fall aber genauso wenig wie (ja, auch das habe ich schon erlebt) Schläge oder gar Tritte. Im letztgenannten Fall versteht sich für den Fotografen von selbst, dass das Shooting abgebrochen werden muss.

Dreht euer Pferd lieber ein paar Mal sanft um, geht mit ihm ein paar Meter spazieren, lenkt euch und euer Pferd ein wenig ab und probiert euer Posing erneut. Und wenn das zehn Mal so sein muss, dann ist es eben so. Ihr schont damit eure Nerven und die Nerven eures vierbeinigen Freundes.

Mal nen Pferdekumpel zum Fotoshooting mitnehmen

Pferde sind Herden- und Fluchttiere was ihr für euer Fotoshooting nutzen könnt. An einem völlig unbekannten Ort und ohne Schutz durch den Freundeskreis fühlt sich manch ein Pferd arg verunsichert, wird ängstlich, „guckisch“ wie man so schön sagt und möchte sich beim geringsten Anzeichen von möglicher Gefahr dieser  durch Flucht entziehen. Das heisst nicht, dass euer Pferd im gesetzten Galöppchen von der Location davonstürmt, aber es wird unruhig, kann sich nicht auf die Situation einlassen und entspannen. Gerade wenn ihr also wisst, dass euer Pferdchen ein bisschen nervöser ist wenn es irgendwo alleine rumstehen soll kann es in vielen Fällen eine große Hilfe sein, den besten Weidekameraden dabeizuhaben, damit sich euer Shootingpartner besser entspannen kann. Der Weidepartner sollte dann natürlich auch kein Mimöschen sein, aber in den meisten Fällen findet sich ein passendes Pferd und ein mitleidiger Besitzer. Und ja, das ist ein bisschen Aufwand, kann Dir aber schon mal Dein Shooting retten.

Kenne und kontrolliere Deine Traumlocation

Bitte macht euch vorher Gedanken, wie eure Bilder ausschauen sollen und wo ihr fotografiert werden möchtet. Liegt die Location etwas ausserhalb, geht bitte am Tag vor dem Shooting einmal dorthin und schaut euch an, ob alles nach euren Vorstellungen ist. Noch könnt ihr ein bisschen was vorbereiten, z. B. größere störende Äste vom Boden entfernen (z. B. nach einem Hochwasser an einem Bach). Wenn ihr am Shootingtag mit eurem Pferd on Location seid, sollte alles soweit parat sein, dass euer Vierbeiner nicht auch noch Zeit mit Warten verbringen muss.

Ich habe es übrigens auch schon einmal erlebt, dass eine Location gar nicht zur Verfügung stand, weil dort auf einmal Bagger und Planierraupen abgestellt waren… Also ein kurzer Check der Location kann schon ganz schön wichtig sein.

Und dann ist der Tag da – gleich kommt euer Fotograf. Die Spannung steigt.

Ihr könnt die Wartezeit sinnvoll nutzen, indem ihr euer „Zeug“ in Ordnung bringt und nochmal alles kontrolliert. Schliesslich gebt ihr für die Fotos eines Profis Geld aus – und da wäre es doch schade, wenn versiffte Trensen oder Halfter und fleckige Schabracken den tollen Eindruck auf euren Bildern stören würden.

Also geht es so weiter:

Bringt euer Pferd in Ordnung. Also wirklich in Ordnung.

Putzen, putzen, putzen. Was nützt es, wenn ihr selbst euch die schönsten, saubersten Klamotten für diesen Tag aufgehoben habt und euer Pö steht mit Schlammkruste vor der Kamera? Damit erst gar keine Hektik aufkommen kann, macht ihr das Nötigste am besten bereits am Tag oder Abend vor dem Shooting, so als wenn ihr am anderen Morgen früh zum Turnier aufbrechen würdet. Also falls nötig und es die Wetterverhältnisse zulassen die Beinchen abduschen, ansonsten grob drüber putzen, Mähne verziehen, einflechten, Hufe einfetten, was ihr halt sonst so zum Aufhübschen macht.

Bringt Sattelzeug, Halfter und Trense in Ordnung. Lasst es blitzen und glänzen.

Und natürlich all das, was auf dem Bild später zu sehen sein wird. Wollt ihr bandagieren, denkt an saubere Bandagen. Auch Gamaschen sollten – falls ihr sie anziehen wollt – sauber und ordentlich sein. Eure Trense solltet ihr wie üblich gründlich säubern und pflegen. Gerade bei Kopfbildern ist glänzendes Leder oder zumindest eine dreck- und staubfreie Trense höchstes Gebot. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre habe ich mir übrigens angewöhnt, für die kleine Reinigung zwischendurch immer auch mal ph-neutrale Feuchttücher dabeizuhaben, damit schnell mal grüne Gras-Sabberflecken vom Leder gewischt oder die Nüstern gesäubert werden können.

Der wichtigeste Tipp: bringt gute Laune mit!

Der wichtigste Tipp kommt ganz zum Schluss: entspannt euch, freut euch auf das Shooting und setzt euch weder tagelang vorher noch während des Shootings selbst in irgendeiner Weise unter Druck. Jeder erfahrene Pferdefotograf weiss, wie sich Pferd und Reiter fühlen und wird geduldig mit euch beiden sein. Und übrigens… Nicht unter Druck setzen heisst auch, dass nicht der Fotograf um 13 Uhr kommt und um 14 Uhr irgendein Folgetermin winkt oder ihr um 15 Uhr wieder auf der Arbeitsstelle sein müsst. Oder um 15 Uhr Fotoshooting und um 16 Uhr Reitstunde? Das geht mit ziemlicher Sicherheit schief.

Wie gesagt: Zeit, Geduld, ein bisschen von eurem Pferdeverstand und eure Zuneigung zum Pferd sind gefragt. Wenn das alles passt, sollte einem wunderbaren Shootingerlebnis nichts mehr im Wege stehen.

Ich wünsche euch viel Spass bei eurem Fotoshooting mit eurem 4-hufigen Partner.

Markus

NG3A7136
  • Partner in Crime
  • logo feuerwerk erleben
    Erlebe 1 Tag als Pyrotechniker - anmelden und Erlebnis sichern!
  • Anstehende Termine