Supagroove Extended Gold Reloaded

Deutschlands zweitbeste Rheinland-Pfälzische Coverband der Welt
Schon seit 2014 auf den Bühnen der Welt unterwegs

Newcomer? Schon lange nicht mehr!

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrags – ich glaube es war Ende 2019 – konnte man sie noch als Newcomer in der Wäller Bandszene bezeichnen. Die Zeiten sind rum , denn schließlich erobern die 5 taffen Jungs und Leadsängerin Charlie GH schon seit 2014/ 2015 die Bühnen im Westerwald und drumherum. Seit nun bald 10 Jahren stehen Supagroove Extended Gold Reloaded mit ihrem frischem Cover-Rock im Land zwischen Sieg und Lahn auf der Bühne. Sie kamen von Anfang gut an und betraten mit ihrer unkonventionellen Art fruchtbaren Boden. Bei allem Erfolg und Lob sind sie erfrischend bodenständig geblieben.

Dieser Artikel wurde im Winter 2024 neu veröffentlicht.

„Schön, dass Du da bist“. Es ist die Hachenburger Kirmes 2017, wo ich die Band aus der Gegend rund um die Westerwälder Kreisstadt Montabaur endlich wiedersehe. Supagroove tritt hier als Vorband (neudeutsch: Support-Act)  für die beliebte Coverband Boskopp auf. Die haben sich schon ihre Meriten verdient und eine feste Fangemeinde. Kein leichter Job also für den Support-Act, aber ich kenne die noch junge Band inzwischen gut und bin mir sicher, dass sie auch die große Bühne im Hachenburger Festzelt schnell im Griff haben wird.

Vor mir steht ein Schrank von einem Kerl in einem Army-ähnlichen Overall und streckt mir freundlich die Hand entgegen. Es ist Dirk, der als Keyboarder in der Band unter dem Tarnnamen „Ltd. Major „The Knife“ Mc Ham“ auftritt. Dirk kenne ich schon aus dem Kindergarten. Fast 40 Jahre aus den Augen verloren, haben wir uns über die Band wiedergetroffen. Wenn er nicht gerade mit seinen Bandkollegen unterwegs ist, arbeitet Steven Mc Ham als Betreiber eines mediterranen Feinkostladens in Montabaur´s schickem neuem ICE-Park. Ich ergreife seine Hand und habe augenblicklich das Gefühl, dass sich ein Schraubstock um sie schließt. Mann, hat der ne Kraft. Ich entwinde mich ein bisschen zu schnell seinem Zugriff. Dirk merkt es natürlich und grinst über beide Ohren.

Nacheinander kommen die anderen Bandmitglieder vorbei und begrüßen mich freundlich. Freundlichkeit ist überhaupt eines der Markenzeichen der Band, auch abseits der Bühne. Kontaktscheu ist da keiner. Und auch der Fotograf wurde schon beim ersten näheren Kennenlernen mit großem „Hallo“ begrüßt und neugierig beguckt. Die Herzlichkeit im Team wirkt ansteckend, kommt echt und authentisch rüber. Hier steht eine Truppe, die harmoniert, die sich gegenseitig in- und auswendig kennt und viel, viel Spaß an den gemeinsamen Unternehmungen hat.

Die Band im Detail

Vocals

Captain Don Viper Grand

Mirko ist der energiegeladene Frontman mit der unverwechselbaren Stimme. Mal weich & einfühlsam, mal rauh & kantig gibt er jedem Song die ganz besondere Supagroove-Note.

Mit viel Humor macht er auf der Bühne den Conferencier zwischen den einzelnen Titeln und liebt das Spiel mit den Besuchern vor der Bühne. Seine Sprüche sind manchmal rotzfrech, aber nie unterhalb der Gürtellinie. Und auch deswegen lieben ihn die Konzertbesucher.

Legendärer Gig im ``Roundabout``

Die ersten Duftmarken

Abgehobenes Star-Getue ist der Band fremd, auch wenn der Erfolg ein wenig unerwartet kam, erklärt mir Dirk. Und dann plaudert er ein bisschen aus dem Nähkästchen, mit viel Ruhe und Geduld, obwohl es keine halbe Stunde mehr ist, bis er mit seinen Kollegen auf der Bühne stehen muss. Wie es denn überhaupt zur Bandgründung kam, will ich wissen. Dirk lacht. „Nach einem mehr provisorischen Auftritt im privaten Kreis wurden wir von vielen unserer Familienmitglieder und Freunde angesprochen, wir sollten doch mal unseren Hut in den Ring werfen und öffentlich auftreten.“ erklärt er bescheiden. Es folgten zahlreiche Gigs in größeren und kleineren Locations. Ziemlich legendär wurde der erste Auftritt im bekannten „Roundabout“ in Montabaur. Das Konzert hatte es in sich: der gemütliche Restaurant- und Barbetrieb platzte aus allen Nähten und war komplett ausverkauft, viele Karten hätten noch Absatz finden können, allein aus Platzgründen war mehr nicht möglich. Ähnlich sah es beim folgenden Auftritt auf der Kirmes in Siershahn aus. Supagroove rockten das Zelt und erhielten begeisterten Applaus.

Als Fotograf auf die Band aufmerksam geworden bin ich beim „Fly-In & BBQ“ an einem heißen Septemberwochenende 2016 auf dem Segelflugplatz Montabaur. Auf der kleinen Bühne am Platzrand waren Supagroove für das Abendprogramm zuständig – und begeisterten die Besucher des Flugplatzfests mit ihrem abwechslungsreichen Mix aus weltbekannten Musiktiteln, die von der Band gerne  als „beste B-Seiten der Welt“ bezeichnet werden. Was übrigens ein bisschen Tiefstapelei ist – denn auch unter den „besten B-Seiten“ sind unzählige Welthits mit dabei, die eigentlich jeder kennt und mitsingen kann.  An diesem Tag durfte ich dann also meine erste Fotoserie von Supagroove abfotografieren. Es war ein mega Abend und mehr als ein Mal wurde vor der Bühne das Tanzbein geschwungen.

Die Band im Detail

Vocals

Special Agent Charlie Gh.

Weit mehr als die Quotenfrau im Team: Thea aka Special Agent Charlie Gh. ist ein hüpfender, springender Powerball voll Energie sobald die Lichter an sind und die ersten Takte der Musik ertönen. Abseits der Bühne ist die junge Mutter einer der einfühlsamen Ruhepole der Band, die gute Seele, die auch gerne einmal geduldig zuhört und für ihre Kollegen da ist. Was nicht heisst, dass sie nicht auch für jeden irren Schabernack immer zu haben ist. 

Ein besonders aufregendes Jahr

2017 bot viele Highlights

Das Jahr 2017 begann mit einem absoluten Highlight in der noch jungen Bandgeschichte – und zwar mit einem exklusiven Season-Opening-Konzert auf der Bühne des Bürgerhauses in Holler. Natürlich ausverkauft. Rund 400 Tickets fanden reißenden Absatz und schon früh konnte „sold out“ vermeldet werden. Für eine Charity-Aktion konnten die Jungs von Thomas B. Friseure aus Montabaur gewonnen werden, bei denen sich die Besucher noch in der Halle einen neuen Haarschnitt verpassen lassen konnten. Unvergesslich: das Show-Intro von Sängerin Thea alias „Special Agent „Charlie“ Gh“ die im glitzernden edlen schwarzen Abendkleid (bewusst als herausragender Kontrastpunkt zum Top-Gun-Outfit, dem Markenzeichen der Band gewählt) Queens legendäre Hymne „Show must go on“ auf die Bühne schmetterte. Wow. Gänsehautmomente.

Die Band im Detail

Drums & Percussion

Master Artman „CWL“ Webber

Das Schicksal eines Drummers ist oft, dass man ihn zwar gut hört, aber nur selten sieht: zum Auftritt, bei der Verabschiedung und zwischendrin zum Pausentee. Auch Christian beherrscht dieses Metier meisterhaft. Noch viel besser beherrscht er aber sein riesiges Arbeitsinstrument: das Schlagzeug. Meisterhafte Drumsolos und ein auf den Punkt perfektes Rhythmusgefühl zeichnen den Master Artman aus.  Hinter der Bühne ist Christian ein absolut gelassener cooler Typ mit viel Humor, dem man auch nach 4 Stunden Schwerstarbeit auf der Bühne die Anstrengung nicht anmerkt. Ein echter Workoholic an den Drums.

Dreck fressen gehört dazu

Das Alptraum-Zelt in Hachenburg

Ja, Supagroove Extended Gold Reloaded sind unter den vielen regionalen Coverbands eine Hausnummer. Denn sie heben sich ab, schaffen es, ihrem Motto von Auftritt zu Auftritt treu zu bleiben. Die Band führt ihre Besucher weg vom typischen, abgegriffenen Cover-Mainstream, den man schon 100-fach in alkoholgeschwängerter Bierzeltatmosphäre gehört oder mitgegröhlt hat. Und trotzdem kennt sie jeder, die Supagroove-Hits. Eine sehr sorgfältige Songauswahl, das bewusste Setzen von Highlights in der Songabfolge und die professionelle, aber immer individuell mit Humor, Spontanität und kleinen Überraschungen gespickte Bühnenshow hinterlässt den Eindruck der Exklusivität, des Besonderen. Wenn dann Charlie Gh und Leadsänger „Captain Don „Viper“ Grand“ ihre Versionen von „Shout, shout, let it all out“ und Peter Gabriels „Sledge Hammer“ intonieren, lassen sich jedesmal die Besucher mitreißen und singen hingebungsvoll mit.

Zurück in Hachenburg. Auch Drummer „Master-Artman „CWL“ Webber“, Bassist „Doc D. Med. Com. „El Commandante“ und Lead-Gitarrist „Technical Sergeant“Mad“ Fighter“ sind in ihre Overalls geschlüpft und zu uns gestoßen. Es bleiben noch ein paar wenige Minuten für Smalltalk. Alle schütten literweise Mineralwasser in sich hinein. Es ist stickig an diesem Abend im Zelt, dabei sind zu diesem Zeitpunkt erst wenige Besucher anwesend. Vorband-Schicksal. Das wussten sie natürlich vorher. Aber erlebt haben die Jungs und Charlie GH das so noch nicht. Der Auftritt ist eine Art Wundertüte, denn natürlich wissen sie genau, dass die Kirmesbesucher wegen Boskopp kommen werden – und (noch) nicht wegen Supagroove. Auf die Tatsache angesprochen, lachen dennoch alle, Leadsänger Mirko „Don „Viper“ Grand“ winkt betont lässig ab. „Das geht gleich ganz schnell, dann ist das hier proppenvoll“. In der Ruhe liegt die Kraft. Später wird auf der Band-Homepage mit dem der Band eigenen Augenzwinkern dennoch etwas ganz Anderes zu lesen sein: „Geiler Sound und total leeres Zelt! Das macht Angst, aber wir hatten unsere Angst im Griff…. Wir wissen jetzt wie schwer es ist vor einem vollkommen leeren Festzelt zu spielen. Aber wir haben alles gegeben, denn wir wissen: Das stärkt den Charakter!“ (Quelle: www.supagroove.de).

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Das leere Kirmeszelt in Hachenburg. Dreck fressen gehört eben dazu.

Die Band im Detail

Keyboards

Ltd. Major Steven „The Knife“ McHam

Dirk ist der Mann hinter den drei wuchtigen Keyboards, die unübersehbar auf der Bühne stehen. Ein Meister seines Fachs. Und für mich eines der größten Rätsel. Ich selbst spiele seit 30 Jahren Keyboard und es ist mir unbegreiflich, wie er mit seiner ihm eigenen stoischen Ruhe seine drei Instrumente perfekt aufeinander abstimmt und koordiniert, so dass er immer den richtigen Sound im richtigen Moment zur Verfügung hat. Und wenn Dirk mit einem versonnenen Lächeln seine „Leslie“ singen lässt und seine Riffs aus den Boxen erklingen, gibt es regelmäßig Gänsehautmomente für die Konzertbesucher. 

Boskopp treffen ein, sie haben ihren Soundcheck auch schon zu Ende gebracht. Ein großes Hallo. Man kennt sich – und man mag sich auch. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Boskopp werden gleich ein paar Songs gemeinsam mit Supagroove auf die Bühne bringen. Wie gesagt: Überraschungen gibt es bei Auftritten dieser Band eigentlich immer.

Apropos Auftritte: Der Terminkalender der Wäller Band ist in den vergangenen Monat schon ganz schön propper geworden. Gerade in den Sommermonaten ist daher eine umsichtige Planung der Events und Auftritte nötig. Die Kapazitäten sind auch nicht unbegrenzt, erzählt mir Dirk noch, bevor er sich lachend in den Backstagebereich verabschiedet. Alle aus der Band und die fleißigen Hände drumherum sind unter der Woche und teilweise am Wochenende beruflich eingespannt und die Familien sollen auch nicht zu kurz kommen. Darauf legt die Band großen Wert. Das Leben als Musiker mit all den vielen Konzerten, den unzähligen Proben und viel Schreibarbeit mit Veranstaltern und Behörden kann auch nur deswegen gestemmt werden, weil die Familien geduldig und mit langem Atem Rücksicht auf die Belange der Musiker nehmen. Wir stehen im Kreis vor der Bühne, einen Moment wird es ganz still. „Ohne die Unterstützung unserer Familien wäre in der Art kein einziges Konzert möglich“ gibt „The Knife „Mc Ham““ zu bedenken und die anderen Bandmitglieder nicken bedächtig. Sich wie andere Gruppen vollständig im täglichen Kampf um Auftritte und Gagen aufzureiben, kommt für sie alle nicht in Frage. Das ist halt ein Thema, mit dem man bei Supagroove ziemlich entspannt umgeht. Sonst verliert man den Spaß. Und so kommt es, dass Supagroove jedes Konzert immer noch genauso feiern können, wie ihr Erstes.

20:00 Uhr: Konzertbeginn – mehr oder weniger vor persönlichen Freunden, Familienmitgliedern, der Security und den Festzeltmitarbeitern. Die Band macht das Beste daraus, scherzt mit den wenigen Besuchern, versucht ein paar Gags zur allgemeinen Erheiterung. Auch, um sich selbst ein bisschen Mut zu machen. Aber von Minute zu Minute füllt es sich dann doch. 21:00 Uhr: die Hälfte des Auftritts ist geschafft und das Zelt halb voll. Um 21:15 Uhr ist das große Festzelt im Hachenburger Burggarten tatsächlich proppenvoll. Und die Partystimmung kommt mit den Songs und der Show von Supagroove schnell auf Touren. Manch einer wird sich sicher gewünscht haben, früher im Festzelt aufgeschlagen zu sein. Es hagelt Cover-Rock vom Feinsten und die Leute gehen steil. Um 22:00 Uhr ist dann schon wieder Schluss für Supagroove. Boskopp übernehmen die Meute. Und Supagroove sind nicht nur um eine Erfahrung reicher, sie haben auch wieder sensationell abgeliefert und das Zelt für den Main-Gig des Abends perfekt vorbereitet.

Die Band im Detail

Guitars

Technical Sergeant „Mad“ Fighter

Hinter dem Bühnenaufgang ist Matthias einfach ein mega lieber Typ, mit dem man viel lachen und stundenlang über Bühnen- und Soundtechnik fachsimpeln kann. Einmal auf der Bühne geht mit ihm eine echte Verwandlung vor. Dann kann er minutenlang mit geschlossenen Augen vollkommen in ein Gitarrensolo versinken oder er gibt so richtig Vollgas und holt das Letzte aus seinem Instrument heraus. Pure Emotion auf der Bühne, das ist der „Mad“ Fighter.

Highlight über Highlight - und dann kam Vallendar

Mit Kasalla in Valla

Der August 2017 hatte es dann ganz schön in sich, für das Team von Supagroove. Noch vor dem Termin im Hachenburger Burggarten stand da Anfang August zunächst mal ein Auftritt auf der Kirmes in Montabaur auf dem Programm. Und zwar – am „heiligen“ Kirmessamstag Abend auf der Hauptbühne am Rathaus „Roter Löwe“. Wer die Kirmes in Montabaur mit ihren kleinen Ritualen kennt, der weiß: den Hauptact der Veranstaltung, den Samstagabendplatz mitten in der Altstadt muss man sich auch erst mal verdient haben, den kriegt nicht jeder. Und natürlich konnte „volles Haus“ auf dem großen Markt vermeldet werden, die Menschen standen dichtgedrängt, tanzten, sangen und lachten – es war einfach gigantisch und dementsprechend war auch das Feedback in den Wochen nach der Kirmes in der Kreisstadt.

Aber es sollte noch dicker, noch besser kommen. Die Veranstalter von Rock am Roodes, einem in der Region am Mittelrhein bekannten und beliebten Open-Air-Festival in Vallendar hatten sich nicht lange bitten lassen und Supagroove Extended Gold Reloaded kurzerhand als Supportact für die kölschen Senkrechtstarter Kasalla engagiert. Wie stolz die Westerwälder Coverband auf diesen Coup war, konnte man wochenlang vorher in unzähligen Facebook-Posts und Mitteilungen lesen. Je weniger Tage bis zum Konzert auf dem Burgplatz in Vallendar auf dem Kalender standen, desto mehr wuchs spürbar die Vorfreude, aber auch die Aufregung und der Respekt vor ganz großem – und wie ich noch sehen sollte sehr speziellem – Publikum spielen zu dürfen.

Die Band im Detail

Bass Guitar

Doc D. Medical Commander „El Commandante“

Er ist der Stein in der Brandung, der supagroovige, supacoole Bassist der Band. Aus der Ruhe bringt den Dominik nichts so schnell. Hinter der Bühne ein Mann der ruhigen Töne trifft der hauptberufliche Mediziner mit seiner eleganten Bassguitarre während der Show immer den richtigen Sound. Und für groovige Showeinlagen mit „Mad“ Fighter ist er sowieso immer zu haben. Frei nach dem Motto: Musik ist die beste Medizin.

Ich durfte mich ebenfalls freuen, denn Supagroove hatten mich eingeladen, das Event mit der Kamera in schönen Bildern festzuhalten. Zum Abschluss meines kleinen Bandportraits ein paar Zeilen Erlebnisbericht aus Fotografensicht:

So stehe ich dann am 19. August frühzeitig am Einlass, während Supagroove sich noch mitten im Soundcheck befinden. Vor mir, neben mir, hinter mir, um mich herum wächst die Menge an jungen und junggebliebenen Damen in ihren Kasalla-Fanutensilien schnell rasant an, Männer sind Fehlanzeige. Hauptthema sind natürlich ihre kölschen Lieblinge. Aber auch Supagroove bekommen lautstark ihr Fett weg. „Wer ist denn die Vorband? Supagroove, kennt die wer?“ ruft eine junge Dame mit dunkel geschminkten Augen und sicher 10 cm langen Ohrringen nach hinten in die Menge. Und hat schon ein Gesprächsthema zum Rollen gebracht, zu dem jeder und jede etwas sagen kann. „Ich hab die im Video gesehen, die sind nicht schlecht“ meint eine gleichaltrige Lady gelangweilt laut auf ihrem Kaugummi knatschend achselzuckend. „Ja, aber Coverrock ist doch scheiße“ plärrt eine geschätzt Mittvierzigerin (!) dazwischen und zückt verächtlich ihren Mittelfinger Richtung Bühne, die von hier aus zwar nicht zu sehen, aber deutlich zu hören ist. Wieder eine Andere seufzt: „in Bonn hatten wir letztens auch ne Coverband, die waren sooo langweilig, ich bin beinah eingeschlafen“. Der Fotograf unter den Groupies bekommt so langsam einen Eindruck, wie die Ansprüche an die Vorband hier sind und wie die Damen so ticken. „Ich hab auch ein Video gesehen, die sind schon cool, die machen gut Party“ ruft nun noch eine der Damen von weiter hinten. In diesem wild diskutierenden Haufen stehe ich eine dreiviertel Stunde lang, bevor der Soundcheck beendet ist und mich die Jungs endlich erlösen.  Der gute Mad Fighter holt mich durch die Absperrung und reicht mir mein Bändchen.

Ich drehe mich um. Joa. Die Location hat schon was. Der Platz ist groß und die Bühne, vor der ich stehe, überwältigt mich ein bisschen. Nicht AC/DC-groß, aber für hiesige Verhältnisse verdammt wuchtig mit unglaublich viel Licht- und Bühnentechnik. Von den Profis eben. Wie muss man sich fühlen, wenn man weiß, da oben gleich vor hunderten Menschen spielen zu können? Ich finds heftig. Später wird mein Puls noch viel schneller schlagen, als mir Captain Don „Viper“ Grand vor der Bühne stehend grinsend seine Bildwünsche mitteilt. Wie schon in Hachenburg am Konzertende ein Bild von der Bühne mit der Band in die Menge – und ein Bild von „da“. Er zeigt mit dem Finger unbestimmt in den Rückraum des Platzes. Okay, ich weiß was er will. Über die Köpfe der Zuschauer auf die Bühne fotografieren. Wird gemacht. Ich fange an zu schwitzen. Und erkunde erstmal die Lage, schau mal, was mir mein neuer Arbeitsplatz so bietet.

Zunächst mal einen durch Gitter abgetrennten Graben vor der Bühne. Sowas liebe ich, denn er garantiert ungestörtes Arbeiten. Der Graben ist schön breit aber bei meiner Ankunft noch gepflastert mit Hindernissen, Cases und allerlei Gegenständen, die direkt vor einer solchen Bühne halt mal so stehen. Perfekte Fotografen-Stolperfallen. Ich laufe die Bühne mehrfach ab, suche Perspektiven, mache mich mit dem Hintereingang vertraut. 8 Stufen. Backstagebereich. Herzklopfen. Da geh ich nachher nicht hoch. Nein. Never. Ich werde es am Ende doch tun und meinen inneren Schweinehund besiegt haben. Supagroove haben Letzteres schließlich auch getan.

Die Suche nach dem Aussichtspunkt für das schöne „Crowd-Picture“ wird zur Herausforderung, die mich eine halbe Stunde in Atem hält. Direkt gegenüber der Bühne 3-stöckige Privathäuser mit Balkonen. Schon geil, aber den Mumm mal zu klingeln, bring ich dann doch nicht auf. Ein bisschen schräg daneben aber ebenfalls dreistöckig die riesigen Gebäude der WHU School of Management. Mit ein bisschen lahmen Erklärungen schaffe ich es an der freundlichen Securitylady vorbei und stehe in einem großen Treppenhaus. Ich wende mich zunächst nach links und stehe fast augenblicklich Supagroove gegenüber, die hier ihren Dressroom und Aufenthaltsraum haben. Es duftet verführerisch nach leckerem Essen. Auf den Tischen die provisorischen Wasserflaschen. Ein großes „Hallooo, komm doch rein!“ Mit einem zaghaften „Sorry, ich hab noch was vor“ verziehe ich mich blitzschnell wieder in´s Treppenhaus und ärgere mich sofort. Als Fotograf ist man einer der ganz wenigen Menschen, die einer Band auch kurz vor dem Auftritt noch ganz ganz nahe kommen und Eindrücke sammeln dürfen. Chance vertan. Versiebt. Aus.

Nun gut, einmal Mist gebaut muss reichen für diesen Abend. Auf der Suche nach einer geeigneten Fotogelegenheit sprinte ich die Treppe hoch, bis ich im dritten Stock ankomme. Etwas außer Puste halte ich mich links, öffne eine Flurtür und stehe in einem ewig langen Gang mit gefühlt 100 Türen. An der dritten Tür rechts höre ich Geräusche. Ich klopfe zaghaft. Ein junger, dunkelhäutiger Mann Mitte zwanzig öffnet mir die Tür und strahlt mich erwartungsvoll an: „how can I help you?“ Der Student aus Ghana schreibt hier zu später Stunde noch an einer Facharbeit. Schnell erkläre ich ihm auf Englisch, was ich suche. Frei nach Hitchcock: ein Fenster zum Hof. Er grinst verschmitzt, öffnet das Fenster. Ich sehe leider von hier aus nur einen Teil der Bühne und auf den unkrautüberwucherten Umlauf ohne Geländer traue ich mich dann doch nicht. Ich bedanke mich freundlich bei dem Studenten für seine Hilfe und schließe die Tür.

Ab in´s Treppenhaus und durch die gegenüberliegene Tür in den nächsten Korridor. Es riecht nach Putzmitteln und typischem Schulmief. Hinter der dritten Tür links höre ich Stimmen, klopfe, öffne und stehe ca. 20 Studentinnen und Studenten in einer Art Aufenthaltsraum gegenüber. Plötzliches betretenes Schweigen. Kamera in der verschwitzten Hand, hochroter Kopf, außer Atem. Ich weiß, dass ich ein jämmerliches Bild abgebe, erkläre aber trotzdem einfach mal den Grund meiner Anwesenheit. Ein junger Mann lächelt mich freundlich an und meint: „na dann komm mal mit“. Er führt mich in einen verschlossenen Seitenraum mit einem riesigen Fenster. Ich schaue nur kurz hinaus. Genau das wollte ich, das ist mein Raum. Ich „reserviere“ ihn für zwei Stunden und bitte den jungen Mann, bloß nicht wieder abzuschließen. Supagroove haben nur zwei Stunden auf der Bühne. Das heisst. nachher muss es schnell gehen und da sind verschlossene Türen ganz schlecht. Er verspricht es mir und steckt den Schlüssel sogar ein.

Zurück auf dem Platz ist es voll geworden. Sehr voll, wenn man bedenkt, dass noch nicht mal die Supportband auf der Bühne steht. Wer noch nicht vor der Bühne steht, flaniert herum, trinkt oder isst etwas und hält mit Freunden vorfreudigen Smalltalk. Ein älterer Mann sitzt auf einer Holzbank am Platzrand und schaut mir bedächtig zu, wie ich neben ihm viel zu umständlich und mit leicht flatternden Fingern mein Telezoom festschraube. Wir kommen in´s Gespräch, er erzählt, dass er mit seinem Enkel da ist und fragt mich, was ich hier mache. Es dauert ein bisschen, bis ich ihm verständlich machen kann, dass ich eigentlich nicht wegen Kasalla angereist bin, sondern wegen der Vorband. Als ich den Namen „Supagroove“ erwähne, zieht er bewundernd mit einem Hauch von Erkenntnis die Augenbrauen hoch und nickt eifrig. Habe ich hier etwa einen Gleichgesinnten, einen Fan gefunden? Seine nächsten Worte zerstören mich. „Wie heißen die nochmal?“ Au Mann. Der Weg zum Ruhm ist steinig und beschwerlich…

Punkt 20 Uhr betreten Supagroove die Bühne und legen direkt los wie die Feuerwehr. Von Aufregung oder Lampenfieber keine Spur. Schnell springt der Funke über und die Band holt die Menschen richtig ab. Es gibt immer wieder ordentlich Applaus. Als ich nach zwei Stunden Show klatschnass geschwitzt den Platz verlasse, kommt mir wieder der ältere Herr auf der Holzbank in den Sinn. „S-u-p-a-g-r-o-o-v-e“ hatte er vorhin den Namen noch langsam buchstabiert. Ich bin mir sicher, dass er nach nach diesem Abend in Zukunft keine Gedächtnisstütze mehr braucht. 

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